Gudrun Anders, Mentorin für Autoren und Selfpublisher

Die Lehre der Advaita Vedanta

Ich bin. Alles andere ist die Story meines Lebens.


Ich bin eine bekennende Freundin der Philosophie der „Advaita Vedanta“, die aus persönlichen Erfahrungen und langjähriger Zusammenarbeit mit (m)einem spirituellen Lehrer für mich zu mehr als nur einer Philosophie wurde.


Advaita Vedanta ist begründet auf eine Schule der hinduistischen Philosophie und ein hinduistischer sādhanā, ein Weg der spirituellen Disziplin und Erfahrung. Sie ist die bekannteste und einflussreichste Schule des Vedanta, der philosophischen Tradition des Hinduismus. 

Basis sind die „Upanishaden“, das ist eine Sammlung von philosophischen Texten, die im 1. Jahrtausend v. Chr. in Indien entstanden sind. Die Upanishaden lehren, dass Brahman, das Absolute, die einzige Wirklichkeit ist. Die individuelle Seele, das Atman, ist mit Brahman identisch.



Zu der Namensherkunft gibt es folgendes zu sagen: „Dvaita“ kann man als Zweiheit oder auch Dualität / Dualismus übersetzen. Der Zusatz A ist in der alten Sprache Sanskrit eine Negation.

 „Advaita“ bedeutet demnach Nicht-Dualismus / Nicht-Zweiheit oder heute üblicher: Non-Dualität. Also ist im Prinzip die höchste Erkenntnis, die man haben kann, die, dass es keine Dualität – keine Zweiheit – gibt, weil es nur eine Realität gibt. 

Damit ist unser Verstand eine ganze Weile beschäftigt. … 😊

Der „Erfinder“ bzw. der heute bekannteste Vertreter der Advaita Vedanta ist Adi Shankaracharya (ca. 788-820 n. Chr.). Er schrieb zahlreiche Kommentare zu den Upanishaden und anderen hinduistischen Texten und gründete vier Klöster in Indien, die bis heute das Zentrum der Advaita Vedanta sind.

Es gibt heute allerdings unzählige Weise und auch so manchen „Guru“, die Bücher im Sinne einer modernen „Advaita Vedanta“ geschrieben haben, u.a. Sri Nisargadatta Maharaj, mein persönlicher Favorit mit seinen Werken „Ich bin“ und so manchem westlichen Vertreter wie Eckehard Tolle, Om C. Parkin, Hermann Lehner (Bücher „Nisarga“ u.a.) und vielen, vielen anderen.


Für mein Empfinden hat auch der in Europa weit verbreitete „Ein Kurs in Wundern“ sehr viele Parallelen zur Advaita, nur mit einem christlichen Einschlag und dem direkten Bezug zu Jesus und der Bibel.

Noch ein Wort zur Verbreitung, denn so mancher hat vielleicht noch nichts oder nicht viel davon gehört: Die Lehre der „Advaita Vedanta“ ist in ganz Indien verbreitet, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt, in denen Hindus leben, wie z.B. in Nepal, Sri Lanka und Südostasien, des Weiteren ist diese Lehre in den Vereinigten Staaten, Europa und auch in Australien sehr verbreitet.


Für meine Begriffe fußt diese Lehre auf drei Säulen und die wichtigsten Leitsätze der „Advaita Vedanta“ könnte man vielleicht so zusammenfassen:


„Brahman ist das, was ist.“ 

Es ist die einzige Realität, die „höchste Wirklichkeit“, das Absolute, das Unendliche, was nicht verändert werden kann. Die „universelle Seele“. Für mich ist es „ES“, das „SEIN“, unsere Lebensenergie, das CHI, das Bewusstsein, ohne das wir nicht existieren. Das, was den Körper verlässt, wenn dieser stirbt. Es ist das, was kein Gegenteil hat, die Quelle aus der wir kommen und zu der wir wieder zurückkehren werden im körperlichen Tod. Manche nennen es die „Erfahrung der bedingungslosen Liebe“ oder auch die „Einheit allen Seins“.



Atman ist identisch mit Brahman. „Die Welt und ich sind eins.“ Viele bezeichnen es als „höheres Selbst“, die „individuelle Seele“ oder „das Selbst“ und meinen damit dieses „innere Band“, das wir als Menschen immer noch spüren können, welches uns mit dem Sein (s.o.) verbindet. Häufig wird auch der Begriff „Seele“ verwendet und meint die innere Verbindung zu einer „höheren“ Instanz, die Verbindung zum Bewusstsein, zur Göttlichkeit, manchmal wahrnehmbar als „Intuition“, wenn das scheinbar Unmögliche oder Undenkbare uns in eine ganze andere Richtung drängt, die sich dann im Nachhinein als absolut richtig erweist. …


Die Welt ist eine Illusion (māyā). Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist eine Illusion, die von „Maya“ erzeugt wird. Maya ist die Kraft der Täuschung. Dieser Teil ist wohl die schwierigste Aufgabe in dieser Philosophie, denn wir sehen, hören, schmecken, erleben ja tagtäglich die Welt in unseren Körpern. Wie kann die Welt dann Illusion sein? 

Eine Frage, über die ich mehr als zwei Jahrzehnte lang „nachgedacht“ habe und die übrigens heute in vielen spirituellen und heilkundlichen Techniken als „Werkzeug“ genutzt wird, vielleicht mit einem anderen Namen: Kinesiologie, Matrix, Reiki und wie sie alle heißen mögen. Zur Philosophie sind viele Bücher geschrieben worden und ich könnte sicher auch eines mit meinen eigenen Erfahrungen dazu beitragen. 😊


Es gibt noch viele andere Thesen, einige davon kann ich allerdings nicht nachvollziehen oder nachempfinden, mir reicht aber auch die Erfahrung aus jahrzehntelanger Meditation, in der immer wieder „andere Zustände“ aufgetreten sind, die mich an der „Realität“, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, als „wahre Realität“ komplett zweifeln ließen, denn nichts geschieht außerhalb von Brahman … Oder anders ausgedrückt: 

„Alles ist SEIN.“

Will man „Advaita Vedanta“ praktizieren oder vielleicht eher „im Körper erfahren“, um die Einheit von „Körper, Geist und Seele“ wie es im Westen geläufiger ist, zu erleben, gibt es dazu vielerlei Möglichkeiten: Meditation, Yoga und das Studium der Upanishaden oder anderer Bücher, die sich mit dem Thema beschäftigen, denn die Original-Schriften sind für den heutigen, modernen Menschen nur sehr schwer zu verstehen.

In der Meditation, dem „Sitzen in Stille“ wird versucht, den Geist zu beruhigen und sich auf das wahre Selbst zu konzentrieren. Yoga ist ein sehr bekannter Weg der körperlichen und geistigen Disziplin, der die Einheit von Körper, Geist und Seele – teils im Sinne der Advaita – fördern soll.

Das Studium der Upanishaden (oder moderner Literatur zum Thema …) kann helfen, die philosophischen Grundlagen der „Advaita Vedanta“ zu verstehen und die Auseinandersetzung mit dieser Form der Spiritualität fördern, die zu immer tieferen Einsichten in den Lauf des Lebens führen kann, denn „Advaita Vedanta“ ist eine recht komplexe und tiefgreifende Philosophie, die allerdings schon das Leben von Millionen Menschen auf der ganzen Welt positiv beeinflusst hat.


Um es noch einmal zusammen zu fassen: Die Lehre der „Advaita Vedanta“ ist eine komplexe und tiefgründige Philosophie, die ein umfassendes Verständnis der „Wirklichkeit“ bietet. Sie ist eine wichtige Quelle der Inspiration für Menschen auf der ganzen Welt, die nach einem spirituellen Weg suchen, der nicht von einem „Glauben“ abhängig ist.


Was hat das Ganze denn jetzt mit den Lebensgeschichten zu tun?


Die Philosophie der Advaita Vedanta ist für mich ein zentraler Angelpunkt, das Leben nicht zu verdramatisieren, also kein unnötiges Drama herauf zu beschwören – mit unseren Gedanken, Gefühlen und Einstellungen. Für mich ist es ein Nullpunkt, ein neutraler Ausgangspunkt. Wie der kleine rote Kreis auf einer Dartscheibe, drumherum viele weiße und schwarze Felder, die unsere Erfahrungen kennzeichnen. Mal mit mehr Wert, mal mit weniger. Und treffen wir die Mitte, den roten Punkt, haben wir die höchste Erkenntnis, den höchsten Punktestand erzielt. Wir haben in die Mitte zurück gefunden.


Natürlich lautet die Idee: „In diesem Moment ist alles so, wie es eben ist.“ Es ist einfach. Und es ist einfach. (Beide Betonungen sind zutreffend …)  Unser Verstand, unsere Gedanken, unsere Gefühle und Einstellungen packen so viele Ideen hinter das „Ich bin …“, das wir ständig in die vielen schwarzen und weißen Felder treffen. „Ich bin gut“ oder „ich bin nicht gut genug“. „Ich bin liebenswert“ oder „niemand liebt mich“. Die Situation ist schlecht, die nächste wieder toll … Mit Karacho sausen wir immer und immer wieder an der neutralen Mitte mit der höchsten Punktzahl vorbei.

Lassen wir doch mal all diese Bewertungen, diese Vorurteile. Für einen Moment, für länger, vielleicht für immer. Kehren wir doch mal in die Stille zurück, in der die Dinge sind, wie sie halt gerade sind. Hier muss was erledigt werden, da braucht jemand Hilfe und inmitten des täglichen Lebens-Chaos gibt es Momente (oder sollte es geben) wo wir in Ruhe sind und all unseren Eindrücken freien Lauf lassen können. Wo wir wieder still sein und zu uns selbst kommen können. Wo wir unser wahres Selbst wiederfinden.


Die Philosophie der „Advaita Vedanta“ kann dabei helfen, einen Sinn im Leben zu finden, indem sie dir hilft, die wahre Natur des Selbst zu erkennen. „Advaita Vedanta“ lehrt, dass das Selbst nicht getrennt von Brahman, der absoluten Wirklichkeit, ist. Das bedeutet, dass du kein getrenntes Individuum bist, sondern ein Teil des Ganzen. Du bist eins mit dem, was gerade ist.

Wenn man diese Wahrheit erkennt, kann man sich mit der Welt und all ihren Wesen verbunden fühlen. Dann wird man verstehen, dass man nicht allein ist und dass du einen festen Platz in dieser Welt hast. 

 


Man wird erkennen, dass alles richtig ist, so wie es ist, weil alles einer bestimmten Entwicklung folgt und einem höheren Sinn. Dies kann dir ein Gefühl von Frieden und Erfüllung geben, auch in Zeiten einer Krise.


Hier sind einige konkrete Wege, wie die Philosophie der Advaita Vedanta in einer Krise helfen kann:


  • Die Auseinandersetzung mit der Advaita kann helfen, Ängste zu überwinden. Wenn man versteht, dass man kein getrenntes Individuum ist, kann man die Ängste vor dem Tod, dem Unbekannten und dem Scheitern verlieren.
  • Die Lehre der Advaita kann helfen, mit Verlust und Trauer umzugehen. Wenn man versteht, dass der Körper nur für eine kurze Zeit belebt wird, das Selbst aber ewig ist, kann man den Verlust eines geliebten Menschen oder einer geliebten Sache besser verarbeiten und wieder am Leben teilhaben.
  • Die Advaita kann auch dabei helfen, einen Sinn im Leben zu finden. Wenn man sich als Teil des Ganzen versteht, kann man die eigenen Handlungen mit einem größeren Ziel verbinden und dem Wohl des Ganzen dienen.


Und die Lebensgeschichten?


Sie entstehen jeden Tag. Immer neue Ideen, Situationen, Menschen, Gefühle, Zusammenhänge. Es geht immer weiter, weil das „Spiel des Seins“ immer weiter geht. Neue Freude, neues Leid, neue Erkenntnisse. Dinge, die wir im menschlichen Körper verarbeiten müssen, damit wir uns wieder wohl(er) fühlen.

Ich für mich habe entdeckt, das Schreiben mir hilft, die Neutralität in mir wiederzufinden. In der Stille am Meer kommen und gehen Gedanken. Manche Idee schreibe ich mir auf, weil ich eine Geschichte dazu schreiben möchte. Manche sende ich einfach hinaus in die scheinbar unendlichen Weiten von Wasser oder Himmel. So entstehen neue Erfahrungen mit dem „Ich bin“, das immer gleich und doch immer wieder verschieden ist. Manchmal weht es vorbei wie ein Windhauch, manchmal ist ein Gespräch oder auch eine weitere Auseinandersetzung nötig – und manchmal wird auch ein neues Buch daraus.😊


Wenn du mehr über die Philosophie der Advaita Vedanta erfahren möchtest, gibt es sehr viele Bücher, Artikel und Webseiten, die weiterhelfen können. Auch die Beschäftigung mit Entspannung, Meditation, Yoga, Tai Chi und vielen anderen Dingen hilft, auf diesem Gebiet eigene Erfahrungen zu machen.

(c) Gudrun Anders

 
 
 
 
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